Die Kürzung meiner Schnute

Die beiden haben, nach leichten Meinungsverschiedenheiten, beschlossen, mein Fahrerhaus zu kürzen. So bleibt hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz Platz für Krimskrams oder Mitfahrer. Aber lest selbst:

Moin Moin,
der nächste große Brocken war die Kürzung der Mannschaftskabine auf Fernfahrerhauslänge.
Es war ein großer Schritt, die Flex anzusetzen und etwas nicht mehr rückgängig machen zu können. Da hatte ich/wir doch ganz schön Respekt vor.
Ich hatte mir vorher viele Filme auf Youtube angesehen, aber die eigentliche Kürzung und der Aufbau der neuen Rückwand wurden nie so detailliert behandelt, als das keine Fragen mehr offengeblieben wären. Insbesondere die Verschiebung und Höherlegung der hinteren Kabinenlagerung machte mir sorgen. Aus vielen Videos hatte ich mir Screenshots von sehr kurzen Sequenzen gemacht, so dass ich mir Einzelheiten genauer anschauen konnte. Was beruhigend wirkte war, dass an dem gedachten Schnittpunkt schon eine gewisse Art von Rahmenspant vorhanden war, auf den man aufbauen konnte. Zuerst entfernten wir hinten die Sitzbänke und Einbauten sowie den Fußboden.
Anschließend überprüften wir dann mehrfach die angezeichneten Markierungen der gedachte Schnittlinie, bevor wir von hinten anfingen, den Mannschaftsraum in handliche Stücke zu zerlegen. Da wir keinen Gabelstapler zur Verfügung hatten, musste alles von Hand transportabel sein. Dabei verbrauchten wir wieder etliche Sägeblätter und Flexscheiben. Das Türrahmen aber auch immer aus hochfesten Stahlsorten gemacht werden müssen, war beim Zerlegen ein echter Nachteil.


Quicklink:
Wirklich alles...
...muss raus!
Messen mit Laser, prüfen, messen, markieren mit Gurt,...
...und los - die Rückwand abtrennen!
Dach abtrennen...
...und runter damit!
Dann die obere Rückwand...
...und danach die untere Rückwand.
Fummelkram am Tankstutzen.
Die Bodenplatte ist entfernt.
Endlich nackig -
und nein, ich habe nicht nur fotografiert.
Während Hauke geflext hat,...
...habe ich die Elektrik vom Aufbau neutralisiert...
...und die Kabel neu auflegen.
Speziell ist der Schalter der Verriegelungssicherung des kippbaren Fahrerhauses.

Durch das Zerlegen haben wir aber einen guten Einblick in die Struktur bekommen, so dass wir uns bei dem Neuaufbau an der Dimensionierung des alten Aufbaus orientieren konnten. Durch die Kürzung wären die alten stabilen Maße zwar nicht mehr nötig gewesen, aber lieber etwas überdimensioniert als dass es einem später um die Ohren fliegt.
Den oberen gebogenen Dachholm aus dem hinteren Bereich haben wir gerettet und als Verstärkung in die neue Rückwand verbaut. Den tragenden Gitterrahmen für die neue Rückwand, mit der Öffnung für den späteren Durchstieg haben wir aus 4-Kantstahlprofilen geschweißt.



Der gerettete Dachbogen.
Zuschneiden der Kantstahlprofile.
Erstes Fixieren...
...durch Punkschweißung.
Und das nächste Profilrohr einpassen,...
...dann alles ordentlich verschweissen, sowie die Aussenkanten glätten.
...und ein letztes Mal Probeanpassen.
Nacharbeiten bis das Werk endlich fertig ist.
An diesem wurden auch die neuen Auflagen...
...für die rückwärtige Fahrerhauslagerung verschweißt.
Mit passgenauer Bohrschablone...
...entsteht die neue Kabinenlagerungshalterung.
Zur Aussteifung und Verstärkung dient eingeschweißtes Stahlblech,...
...das die Kräfte von der Fahrerhauslagerung überträgt.
Drei Mal gestrichen.
Zum Einbau kamen 12mm Einzugsmuttern...
...und zusätzliche Klebung zum Einsatz.
Der Rahmen sitzt!
Als Beplankung dient Stahlblech,...
...das handgedengelt...
...und liebevoll angepasst wurde.
Stück für Stück.
Teilweise mit Spezialwerkzeug, teilweise mit einfachen Mitteln.
Und eingeklebt - ...
...endlich fertig!
Die Profile wurden von innen mit Wachs konserviert.
All das hatte doch viel Zeit in Anspruch genommen, so dass das mehrfache Spachteln, Schleifen, Grundieren und Lackieren in die Wintermonate gefallen ist.
Nicht optimal aber es ging, weil wir die Rückwand von innen mit einem Heizlüfter und von außen mit Scheinwerfern aufgeheizt haben.
Da wir den Charakter des Feuerwehrautos erhalten wollen haben wir wieder rot als Farbe gewählt.
Beige oder graue sowie weiße Reisemobile gibt es zu Hauf und rot macht sich als Farbklecks auf Bildern ganz gut.
Die Kabelbäume unterhalb des Aufbaues waren vollgestopft mit Zuleitungen für die Feuerwehrtechnik. Das muss alles raus.
Weiter geht es mit dem Neueinbau des Fahrhauskippanzeiger.
Das Fahrerhaus wurde komplett, mit insgesamt bis zu 40 mm Armaflex, isoliert.
Erst das Dach abgedichtet, denn da waren diverse Löcher von Funkantennen, der Sirene und den Rundumleuchten drin.
Dann mit Alubutyl möglichst flächig ausgeklebt, ...
...um Vibrationen zu veringern.
Die erste Schicht Armaflex,...
...und dann alles was noch geht.
Der Himmel war zu bewölkt und muss neu.
Holzleim flächig auftragen und den Stoff auflegen.
Zügig fixieren, notfalls mit Nadeln, damit der Leim nicht vorher trocknet.
Alles wieder montiert, fertig ist der Sternenhimmel!
Aus den Innenseitenwänden der abgetrennten Kabine...
...entsteht die neue Rückwand.
Auch die wird geleimt, mit Stoff bezogen...
...und eingebaut.
Und die Türinnenseite hat rotes Kunstleder bekommen.
Die Elektrik geht.
Dann geht's ins Eingemachte. Um überhaupt eine Übersicht zu bekommen, hat Rosa alle vorhandenen Schaltpläne farbig gemacht.
Dann ausgearbeitet, was weg kann, um Platz zu schaffen für das was neu muss.
Handschuhfach ausgebaut und frau kommt schon an eine Menge Innenleben.
Sicherungskästen beschriften, denn da wird auch einiges neu aufgelegt werden.
Es gibt tatsächlich auch Klappen,...
...oder frau muss sich den Weg frei kämpfen.
Viele Lämpchen in der Armatur waren defekt.
Leider auch das Lager von dem Gebläse.
Dafür musste die ganze Technik dadrüber ausgebaut werden.
Dafür fehlen zwei Arme. Also hilft frau sich anders...
Der Ölschlauch zum Gebläse ließ sich nicht lösen,...
Also musste der beim Ausbau der Welle dran bleiben.
Das geht aber auch.
Die Sinterlager waren auf beiden Seiten ausgeschlagen. Ersatzteile gibt es nicht mehr neu. Die man noch kaufen kann, sind einen Tick zu groß.
Aber Mercedes hat ein Innenraumgebläse, das man anpassen kann. Dafür presst man die alten Windräder auf die neue Motorwelle. Das Motorgehäuse musste Rosa noch verbreitern, dann passte es.
Dann muss nur noch alles wieder da rein...
Im April 2019 lief der Pachvertrag für unseren Stellplatz aus.
Schließlich kamen wir beim Hungrigen Wolf unter.
Der Bau der Durchstiegklappe hat sich ganz schön hingezogen, denn hierzu gab es keine Videos.
Wir haben uns beide die Finger wundgefeilt und geflucht.
Außerdem soll sie ebenso gut isoliert wie der Aufbau sein,...
...aufbruchsicher und von beiden Seiten verschließbar.
Als Scharnier haben wir uns für Tillerband entschieden, das in geschlossenem Zustand über die ganze Länge verriegelt ist.
Insgesamt ist die Klappe etwas schwerer geworden als gedacht.
Die Vorbereitung der Innenverkleidung. Bezogen mit dem gleichem Kunstleder wie die Türinnenseiten
Die beiden Sitze wurden später durch Schwingsitze ersetzt und der freie Raum dahinter kann als Liegefläche genutzt werden, oder mit Kühlbox und anderen Annehmlichkeiten bestückt das Fahren verschönern.
Der Umbau des Fahrerhauses und der Aufbau des Wohnkoffers auf das Fahrgestell und damit die endgültige Zulassung des Umbaus durch den TÜV hat vom Kauf an insgesamt 21 Monate gebraucht und mir auch manche schlaflose Nacht beschert. Ohne das handwerkliche Geschick von Rosa und mir, sowie ohne meinem Background als Maschinenbauingenieur wäre alles viel schwieriger gewesen. Aber es hat sich gelohnt.

Euer Hauke & Rosa

Der Weg ist das Ziel...